Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) blickt nach einer intensiven Sitzungswoche, in der Gesundheitsdebatten bis spät in die Nacht geführt wurden, optimistisch in die Zukunft. In einem Interview mit BILD kündigte er bedeutende Verbesserungen an, insbesondere für Pflegekräfte und Familien mit kranken Kindern.
Der Minister legte besonderes Augenmerk auf die bevorstehende Grippezeit und betonte, dass die Impfbereitschaft steigen werde, wenn die Grippewelle Einzug hält. Er ermutigte dazu, sich gleichzeitig gegen Grippe und Corona impfen zu lassen – ein Doppelpiks, der insbesondere für Menschen über 60 und solche mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Krebs von Vorteil sei.
In Bezug auf Medikamentenengpässe, vor allem bei Antibiotika, versicherte Lauterbach, dass die Lage nicht so gravierend sei wie im letzten Jahr. Die Kommunikation mit den Herstellern von Antibiotika und Fiebersäften sei eng, und Maßnahmen seien ergriffen worden, um mögliche Engpässe zu überwachen. Eine sechsmonatige Lagerungspflicht für Pharmahersteller wurde eingeführt, um die Verfügbarkeit zu sichern.
Auf die Frage nach Medikamentenvorräten für den Winter gab der Minister pragmatische Ratschläge. Während er empfahl, eine kleine Flasche Fiebersaft für Familien mit kleinen Kindern bereitzuhalten, warnte er gleichzeitig davor, Antibiotika auf Vorrat zu lagern. Die Wahl des richtigen Mittels sollte stets in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Interviews lag auf der Entlastung von Familien während der Erkältungszeit. Lauterbach betonte, dass Eltern nicht mehr am ersten Tag der Krankheit ihres Kindes zum Arzt laufen müssten, um das Kinderkrankengeld zu erhalten. Diese Änderung, die unnötige Bürokratie abbauen soll, werde ab dem vierten Krankheitstag erforderlich sein.
In puncto Pflegepersonal stellte Lauterbach ambitionierte Pläne vor. Er sprach sich dafür aus, Pflegekräften mehr Eigenständigkeit zu gewähren, einschließlich der Befugnis, Verbandmaterial zu verschreiben. Dies sei besonders wichtig, um den steigenden Bedarf an Pflegepersonal zu bewältigen, während gleichzeitig mehr Pflegebedürftige versorgt werden müssen. Geplante Gesetzesänderungen, die bis Dezember vorgestellt werden sollen und im nächsten Jahr in Kraft treten könnten, zielen darauf ab, Pflegekräften mehr Handlungsspielraum zu geben.
Abschließend skizzierte Lauterbach Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ausländischer Pflegekräfte. Er betonte, dass Pflegekräfte, die nach Deutschland kommen, künftig schneller arbeiten können sollen, auch bevor ihre Abschlüsse anerkannt sind. Spracherwerb werde erleichtert, indem Sprachschulungen pflegenahe Inhalte vermitteln. Dies ermögliche es Geflüchteten, bereits in der Pflege Hilfstätigkeiten zu übernehmen, ohne sofort den Spracherwerb nachweisen zu müssen.