In der ersten Umfrage nach der Veröffentlichung des antisemitischen Auschwitz-Flugblattes gibt es erhebliche Veränderungen im Meinungstrend für alle Parteien in Bayern, nur vier Wochen vor den Landtagswahlen. Mehrere Parteien verlieren an Unterstützung, während nur eine Partei deutlich zulegen kann.
Die CSU unter der Führung von Ministerpräsident Markus Söder (55) liegt derzeit bei 37 Prozent. Dies bedeutet einen Rückgang um einen Prozentpunkt seit Ende Juli und liegt deutlich unter Söders Ziel von 40 Prozent “plus X”. Ebenfalls im Minus sind die Grünen, die einen Prozentpunkt auf 14 Prozent verlieren und nun genauso stark sind wie die AfD. Die SPD verzeichnet einen Rückgang um zwei Prozentpunkte und kommt im Freistaat derzeit nur noch auf neun Prozent, während die FDP unter Finanzminister Christian Lindner (44) mit vier Prozent (minus 1) derzeit nicht im Landtag vertreten wäre. Im Gegenzug können die Freien Wähler kräftig zulegen. Die Partei unter der Leitung des umstrittenen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (52) gewinnt beeindruckende vier Prozentpunkte hinzu und erreicht derzeit 15 Prozent.
Die Freien Wähler sind plötzlich zur zweitstärksten Kraft in Bayern aufgestiegen und könnten möglicherweise nach den Landtagswahlen Anfang Oktober eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der CSU in Betracht ziehen.
Dies ist trotz der jüngsten massiven Kritik an Spitzenkandidat Aiwanger überraschend. Zahlreiche Vorwürfe besagen, dass Aiwanger im Alter von 17 Jahren ein antisemitisches Auschwitz-Flugblatt bei sich getragen und angeblich den Hitlergruß vor dem Spiegel gemacht haben soll. Politiker von SPD und Grünen haben sogar Aiwangers Rücktritt gefordert. Umso erstaunlicher ist der klare Zuspruch in der Wählergunst. Hermann Binkert, der Leiter von INSA, äußerte gegenüber BILD: “Die Vorwürfe gegen ihren Spitzenkandidaten und Vorsitzenden Hubert Aiwanger scheinen den Freien Wählern offensichtlich genutzt zu haben.” Rechnerisch wäre auch eine schwarz-grüne Koalition möglich. Allerdings hat Söder bisher eine Zusammenarbeit mit den Grünen ausgeschlossen.