Durchbruch an der Front: Fortschritte in der Ukraine-Russland-Konfliktzone
Am vergangenen Freitag gelang der Ukraine offenbar der Durchbruch durch die erste und vermeintlich härteste russische Verteidigungslinie. Diese Entwicklung wurde auch von US-Generalstabschef Mark Milley bestätigt. Es bleibt jedoch noch zu früh, um ein endgültiges Urteil über den Erfolg oder Misserfolg der ukrainischen Gegenoffensive zu fällen.
Dieser Vorstoß könnte auf eine neuartige Strategie der Ukraine in ihrer Gegenoffensive hindeuten, die bislang eher schleppend verlief. Es ist ein Streit um die taktische Herangehensweise entbrannt. ► Ex-Nato-Admiral Giampaolo Di Paola äußerte sich in einem Interview mit „Radio Free Liberty“ und verwies darauf, dass die Ukraine nun in einer „kritischen Phase“ stecke. Allerdings warnte er davor: „Alles, was jetzt gewonnen wird, geschieht in der kurzen Sommerperiode, bevor der Regen einsetzt und das Gelände in Schlamm verwandelt.“ Auch amerikanische Vertreter bestätigten, dass die Ukraine noch etwa einen Monat bis sechs Wochen Zeit hat, bevor Regenfälle eine Unterbrechung der Gegenoffensive gegen die russischen Truppen erzwingen könnten.
Gleichzeitig kritisieren diese Vertreter jedoch auch die Taktik der Ukrainer, die ihrer Ansicht nach zu breit aufgestellt sind und sich zu wenig auf taktisch wichtige Punkte konzentrieren.
Mitten im August fand anscheinend ein geheimes NATO-Treffen nahe der polnischen Grenze statt, das der taktischen Abstimmung der Gegenoffensive diente! ► In der Mitte dieser Diskussionen stand der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj (50), der seinen gesamten Führungsstab mitgebracht hatte. Im Zentrum der Diskussionen stand laut dem „Guardian“ die Frage, wie mit den stockenden Fortschritten der ukrainischen Gegenoffensive umgegangen werden soll. Im Fokus standen dabei die Schlachtpläne für den bevorstehenden harten Winter und die langfristige Strategie, da der Konflikt sich bis ins Jahr 2024 hinziehen könnte.
Aktuell mehren sich die positiven Nachrichten von der Front. Laut dem amerikanischen Thinktank „Institute for the Study of War“ sind die ukrainischen Streitkräfte „nun in Reichweite zu den nächsten russischen Verteidigungsstellungen, die zwar schwächer als die vorherigen sind, aber dennoch eine große Herausforderung darstellen.“
Der Durchbruch der russischen Verteidigungslinien erweist sich als äußerst kräftezehrend. Die Analyse des ISW besagt: „Die Reihe von Verteidigungsstellungen, die die ukrainischen Streitkräfte derzeit durchbrechen, bestand aus dichten Schichten von Minenfeldern und Befestigungen, die von den russischen Streitkräften mit erheblichem Personalaufwand und Ressourceneinsatz gehalten wurden.“ Derzeit sind Beobachter uneins darüber, ob die jüngsten Durchbrüche auf eine taktische Änderung seitens der Ukrainer zurückzuführen sind oder ob sie das Ergebnis einer lang geplanten Gegenoffensive sind.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow (57) äußerte sich in einem Interview mit BILD zur Gegenoffensive: „Die Operation verläuft wie geplant.“ Angesichts der offiziellen US-Kritik erklärt der Verteidigungsminister: „Wir haben sicherlich ernsthafte Diskussionen geführt, aber das ist keine Kritik. Nochmals, das ist keine Kritik. Alles stimmt so nicht.“
Die Ukraine geht bewusst vorsichtig vor, um das Leben ihrer Soldaten zu schützen und ihre militärische Ausrüstung zu schonen. Resnikow betonte: „Wir werden unsere Soldaten nicht sinnlos ins Gefecht schicken, ohne greifbare Ergebnisse zu erzielen.“
Der Kommandeur mit dem Kampfnamen „Skala“ betonte in Hinblick auf erste Erfolge nahe der Stadt Robotyne: „Wir machen hier nicht Halt.“ Das nächste Ziel sei die Hafenstadt Berdjansk.
„Unser Ziel ist nicht nur Robotyne“, erklärte der Kommandeur weiter, „unser Ziel ist das Asowsche Meer.“ Robotyne liegt etwa 100 Kilometer vor Berdjansk und 85 Kilometer von der strategisch bedeutenden Stadt Melitopol entfernt. Beide Städte befinden sich derzeit unter Kontrolle russischer Truppen.
In der Zwischenzeit plant Kiew nach eigenen Angaben eine weitere Runde der Mobilmachung. Der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, betonte jedoch, dass es sich dabei nicht um eine außerplanmäßige Maßnahme handle. Die Mobilmachung läuft bereits seit eineinhalb Jahren, und mehrere Phasen wurden bereits durchlaufen. „Deshalb gibt es keinen Grund zur Aufregung, alles läuft nach dem aktuellen Plan“, erklärte der hochrangige Kiewer Beamte.