In den vergangenen Tagen hat die Ukraine ihre Angriffe auf das russisch besetzte Gebiet im Südosten des Landes verstärkt. Obwohl eine offizielle Bodenoffensive noch nicht gestartet wurde, setzt die Ukraine regelmäßig ihre Distanzwaffen ein, um den Weg zur Befreiung der besetzten Gebiete vorzubereiten.
Die Angriffsorte geben bereits Hinweise auf die bevorstehende Großoffensive der ukrainischen Armee. Es scheint, dass die Angriffe gezielt auf Kontrollpunkte, Munitionslager, Kommandozentren und Treibstoffdepots in den Gebieten abzielen, die von den neun neu ausgebildeten ukrainischen Brigaden später angegriffen werden sollen.
Interessanterweise konzentrieren sich die meisten der Vorab-Angriffe der Ukraine auf den Südosten des Landes. Besonders das Grenzgebiet zwischen den teilweise besetzten Regionen Saporischschja und Donezk steht im Zentrum der Attacken.
Am Montag wurden gleich vier Ortschaften nordwestlich von Mariupol, das seit Mai 2022 von Russland besetzt ist, von der Ukraine unter Beschuss genommen. Dies lässt vermuten, dass die ukrainische Armee versuchen wird, westlich davon in die besetzten Gebiete vorzudringen und den Süden der besetzten Ukraine vom Osten zu trennen. Hierfür müssten die Truppen aus Kiew etwa 100 Kilometer tief in das russisch besetzte Gebiet vordringen und von der Stadt Saporischschja bis zum Asowschen Meer vordringen.
Gelingt dies, wären rund 50.000 Russen in den Regionen Saporischschja, Cherson und auf der seit 2014 besetzten Krim eingekesselt und würden ohne Landverbindung zunehmend geschwächt und letztendlich kapitulieren müssen.
Die jüngsten Vorab-Angriffe der Ukraine zeigen jedoch auch, dass die russischen Besatzer in bestimmten Regionen vorerst weniger Angst vor einer ukrainischen Bodenoffensive haben müssen.
Es scheint, dass der seit 2014 von Russland kontrollierte Osten und Norden des Donbas, die verbleibenden besetzten Gebiete in Charkiw und die Gegenden südlich des Grenzflusses Dnipro in Cherson nicht das Hauptziel der Ukraine sind. Die ukrainische Strategie sieht vor, dass diese Gebiete nach und nach fallen, nachdem das russisch kontrollierte Gebiet zunächst gespalten und die Nachschubwege abgeschnitten werden.
Die Ukraine setzt dabei nicht nur auf ihre eigenen Mehrfachraketenwerfer vom Typ BM-21 und BM-27 für die ersten 50 Kilometer hinter der Front, sondern auch auf die US-amerikanische Himars-Raketenartillerie mit einer Reichweite von bis zu 80 Kilometern sowie auf die kürzlich erhaltenen “Storm Shadow” Marschflugkörper, die Ziele bis zu 110 Kilometer hinter der Front angreifen können.